Begrifflichkeiten Coaching und Systemisch

Die Begriffe Coaching und Systemisch sind aus dem Sprachalltag zahlreicher Berufsgruppen und Branchen nicht mehr wegzudenken. Manche würde auch sagen, Coaching ist ein Modebegriff. Dabei wird der Begriff Coaching oftmals in Zusammenhängen genutzt, die vieles sind, aber kein Coaching. Um für den Interessierten ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, an dieser Stelle einige ausgewählte Hintergrundinformationen zu den Begriffen, was darunter zu verstehen ist, woher sie stammen und wie sie sich entwickelt haben:

Coaching

Eine wissenschaftlich saubere Abgrenzung und Definition des Begriffs Coachings ist nach wie vor schwierig, es gibt verschiedene Ansichten und Interpretationen. Die im Zusammenhang mit Begleitung und Kommunikation am gebräuchlichste Begriffsbestimmung ist wohl das Gleichnis vom Kutscher:

„Coaching hängt etymologisch mit dem Wort „Kutsche“ zusammen. Eine „Kutsche“ ist ein Vehikel, das einen Fahrgast von A nach B bringt.“ Der Kutscher hat dabei die Verantwortung für das Gelingen der Reise, er trägt dafür Sorge, dass der  Gast sich wohlfühlt und gibt Hinweise zur Umgebung und Route. D.h. hier finden sich bereits zahlreiche Analogien zum Prozess des heutigen Coachings.

Das Wort „Coach“ kommt ursprünglich aus dem Ungarischen und Stand für das Dorf  Kocsi Szekér, welches besonders schöne Pferdefuhrwerke herstellte. Im Laufe der Zeit verkürzte sich der Begriff zu Kosci. Schließlich fand das Wort im 16Jh. Einzug in die europäischen Kultursprachen – Deutsch als „Kutsche“, Französisch als „coche“, Spanisch als „koche“, Italienisch als „cocci“, Polnisch als „kocz“, Flämisch als „goetse“, Schwedisch als „kush“. Mehr dazu hier.

Auch in die Wirtschaft werden über Coaching Wissen und Erfahrungen aus dem psychologisch psychotherapeutischen und supervisorischen Bereich transferiert. Coaching wird von vielen jedoch mittlerweile als die adäquate Form zeitgemäßen Lernens von Führungskräften, Organisationen oder ihrer Bereiche verstanden. Inzwischen ist Coaching auch zu einem Begriff allgemein für Karriere- und Berufsberatung geworden für sämtliche Berufsgruppen, nicht nur für Führungskräfte. Und die klare Abgrenzung sozialer Bereich (Supervision) und Wirtschaft (Coaching) ist auch im Verschwinden begriffen.

Systemisch

„Systemisches Denken heißt kontextuelles, situatives und ganzheitliches Denken. Es geht davon aus, dass Ereignisse und Probleme nur in ihren kulturellen, sozialen und personalen Bezügen verstehbar sind. Beraterische Kunst beginnt nun beim Verstehen der Darstellung von Ereignissen, Krisen, Kränkungen durch Erarbeitung einer diskursiven oder analogen Version, die Sinn macht.“

Theoretischer Hintergrund ist neben der allgemeinen Systemtheorie die sich mit Funktionen und Gesetzmäßigkeiten von Systemen beschäftigt, der Konstruktivismus und dessen wesentliches Postulat, dass die Wahrheit oder Wirklichkeit als solche nicht erkennbar ist, sondern dass Menschen sich unterschiedliche Realitäten Kontextbezogen konstruieren. So gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern eher unterschiedliche Perspektiven. Ganz im Sinne des Konstruktivismus.

In der systemischen Sichtweise ist es zentral, dass der einzelne Mensch nicht ohne seinen Beziehungs- zusammenhang verstehbar ist: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Gefragt wird nicht nach einfachen Ursache-Wirkungszusammenhängen, sondern welche Bedeutung hat ein Problem im Kontext seines Auftretens und für wen? Zusammenhänge und Beziehungen werden unter dem Aspekt der Rückkopplung betrachtet, ihr zirkulärer Charakter wird hervorgehoben.

Aus dieser Grundidee ergeben sich als konsequente Ableitung Werte wie Toleranz, Wertschätzung, Respekt und Kooperation. Menschen werden in ihren Erfahrungen und Anschauungen als einzigartig und autonom betrachtet, sie sind füreinander weder vollständig erfassbar noch beliebig veränderbar.

„Systemisches Arbeiten ist zukunfts- und lösungsorientiert. Es geht darum, Freiräume zu schaffen, in denen sich Systeme neu organisieren können. Es wird nicht nach der „Wahrheit“ gesucht, sondern die möglichst hilfreichste Variante einer neuen Perspektive bzw. eines nächsten Schrittes. In der spezifischen Intimität des Gesprächs unter vier Augen (W. Loos) ist Systemisches Coaching ein besonderer Ort der Kreation gelingender neuer Zuversicht.“

Quellen:
- www.coaching-schaffhausen.ch
- von Schlippe | Schweitzer, Systemische Interventionen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2010
- Hans Gerd Schulte, Systemisches Coaching, BIF e.V., Berlin, 2010
- www.sonja-nufer.de

Zum Weiterlesen ist auch die Studienarbeit von Brandenberger und Gassmann lesenswert, diese finden Sie hier zum Download Studienarbeit Kompetenter Coach?.